IOAA 2022 – Ein neuer Meilenstein für die IOAA in Deutschland

IOAA 2022 – Ein neuer Meilenstein für die IOAA in Deutschland

Bericht des deutschen Schülerteams zur IOAA 2022 in Kutaissi, Georgien (14.-22.08.2022):

Die Internationale Olympiade für Astronomie und Astrophysik (IOAA) stellt jedes Jahr hunderte von Schülern, die jeweils in 5er-Teams von ihren Nationen entsandt werden, vor herausfordernde Aufgaben in den Bereichen der theoretischen und beobachtenden Astronomie und Astrophysik.

Die Jahre 2020, sowie 2021 waren durch die COVID-Pandemie geprägt, sodass die Olympiade nur in einem digitalen Format abgehalten werden konnte. Dies drohte auch 2022 der Fall zu sein, als klar wurde, dass das Gastgeberland, Ukraine, aufgrund des Krieges die Olympiade nicht veranstalten könne. Doch die Kutaisi International University (KIU) in Georgien erklärte sich bereit, innerhalb kürzester Zeit ein Präsenzevent mit der Ukraine als Co-Host zu organisieren.

Um ihre Delegationen zu selektieren, veranstalteten die Länder eigene, meist mehrstufige Auswahlverfahren. Die Teilnehmerzahlen an den ersten Runden variierten je nach Größe des Landes und Popularität der Olympiade im 1- bis 5-stelligen Bereich. In Deutschland nahmen rund 50 Astronomieinteressierte an der ersten Runde des digitalen dreistufigen Auswahlwettbewerbs teil, dessen Resultat die Findung des fünfköpfigen Nationalteams war:

  • Théo Lequy, Werner-von-Siemens-Gymnasium Magdeburg
  • Lasse Blum, Internatsschule Schloss Hansenberg Geisenheim
  • Moritz Kunze, Lise-Meitner-Gymnasium Hamburg
  • Christian Vogel, Max-Planck-Gymnasium Groß-Umstadt
  • Sebastian Holzner, Sebastian-Finsterwalder-Gymnasium Rosenheim

In einer Reihe dreistündiger Zoom-Seminare zu unterschiedlichen Themengebieten der Astronomieolympiade, wurden sie intensiv mit fachlichem Wissen versorgt, welches sie dann im Rahmen eines Teamwettbewerbs an Aufgaben anwenden konnten. Diese Seminare wurden von ehemaligen Teilnehmern gehalten, die somit ihre persönlichen Erfahrungen einfließen lassen konnten. Davon konnte auch einige Teilnehmer profitieren, die es dieses Jahr nicht ins Nationalteam geschafft hatten, aber somit ihre Chancen für das nächste Jahr erhöhen konnten.

Die Vorbereitung kulminierte in einem viertägigen Trainingslager in München, in dem das Nationalteam durch das tägliche Lösen von Theorie- und Datenanalyse-Aufgaben bereits in den Arbeitsmodus versetzt wurde. Auch das gemeinsame abendliche Studieren von Sternkarten und das Schauen des Films „Interstellar“ waren Teil des Programms.

Am Samstag den 13. begaben sich das Nationalteam mit den Delegationsleitern Ivan Kokhanovskyi und Jonathan Gräfe, mit dem Zug nach Wien und von dort aus mit dem Flugzeug nach Kutaissi. Die Landung markierte den Anbruch eines neuen Tages, sodass einige Stempel auf den Reisepässen das Datum 13.08. und andere das Datum 14.08. trugen.

Nach längerem Warten am Flughafen erfolgte dann der Transfer des Teams zum Campus der KIU während die Leader zu ihrem Hotel gebracht wurden.

Nach ausgiebiger Kompensation des Schlafmangels und zwei Mahlzeiten fand am Abend des 14.08. der offizielle Auftakt der IOAA mit der Eröffnungszeremonie in der Staatsoper Kutaissi statt. Dort wurden Reden gehalten, die Teams der 42 teilnehmenden Länder präsentiert und georgische traditionelle Tänze aufgeführt. Hier musste das Team auch alle technischen Geräte abgeben, um eine Kommunikation mit den Leadern, die die Aufgaben übersetzen, zu verhindern.

Am Montag gab es dann eine Exkursion zu den Kinchkha Wasserfällen und die Besichtigung der russisch-orthodoxen Bagrati-Kathedrale. Die langen Busfahrten boten die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Ländern und Kartenspielen. Eine erholsame Nacht war wichtig für die Theorieklausur am Dienstag. Diese bestach durch ihre ästhetischen, aber sehr kniffligen Fragen, die kaum in den 5 Stunden zu lösen waren. Am Abend wurden dann einige Wolkenlücken zum Bekanntmachen mit den Teleskopen für die Beobachtungsklausur genutzt.

Zur Erholung von der theoretischen Klausur diente ein weiterer Ausflug am Mittwoch zum Sataplia Naturschutzgebiet. Dort gab es neben einer Karsthöhle und wunderbaren Aussichten auch konservierte Dinosaurierspuren. Am Abend musste der erste Anlauf für eine Beobachtungsklausur bei Nacht aufgrund hoher Bewölkung aufgegeben werden. Anstelle dessen wurden Karten und Gesellschaftsspiele gespielt.

Am nächsten Tag folgte die Datenanalyse-Klausur, die aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes von 3 auf 4 Stunden gestreckt wurde. Diese erforderte effizientes Arbeiten mit dem Taschenrechner sowie eine gute Konzentrationsfähigkeit, um Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden. Zwei der Teammitglieder waren aber in ihrer Leistungsfähigkeit durch körperliches Unwohlsein beeinträchtigt. Auch der zweite Anlauf für die Teleskop-Beobachtung musste wegen Wolken ausfallen.

Dies wurde dafür am Freitag durch zwei Beobachtungsklausuren kompensiert. Die erste 20-minütige Klausur testete das Erkennen von Messierobjekten und Sternbildern. Danach folgten gruppenweise praktische Aufgaben an den Teleskopen. Die wahren Sterne wurden hierbei durch ausgedruckte Sternbilder auf dem Balkon eines entfernteren Gebäudes ersetzt. So konnte dann doch, wenn auch nicht bei Nacht, die Teleskop-Handhabung in die Wertung einfließen.
Da nun alle Klausuren abgeschlossen waren, konnten sich Leader und Teilnehmer am Abend wieder treffen und gemeinsam einen kulturellen Abend genießen, für den einige Länder musikalische oder tänzerische Vorführungen vorbereitet hatten.

Während die Leader am Samstag die Korrekturen anfochten und mit den Korrektoren um jeden Punkt kämpften, gab es für die Teilnehmer einen weiteren Ausflug. Auf dem Programm für den Ganztagsausflug standen der Besuch eines botanischen Gartens und einer Miniaturausstellung sowie ein Nachmittag am Schwarzen Meer.

Am Sonntagabend folgte als Krönung die Abschlussveranstaltung mit der Medaillenvergabe. Hier konnte sich das deutsche Team einer Bronzemedaille für Moritz Kunze, dreier Silbermedaillen für Lasse Blum, Christian Vogel und Sebastian Holzner, sowie einer Goldmedaille für Théo Lequy erfreuen. Dies stellt ein neues Bestergebnis dar und setzt somit einen Meilenstein in der kurzen Geschichte des deutschen Teams. Nach der durchschnittlichen Punktzahl belegte Deutschland den 7. Platz unter 42 Ländern.

Dieses Ergebnis wurde bei einem georgischen Abendessen im Restaurant gefeiert, bevor das Team wieder am 22.08. früh zum Flughafen musste.

Für diese gelungene Teilnahme, die bei allen Beteiligten viele positive Erinnerungen hinterlassen wird, gebührt der Dank den georgischen Gastgebern, die den Wettbewerb so kurzfristig organisiert haben. Ebenso gebührt allen ehemaligen Teilnehmern und Helfern Dank, die in irgendeiner Form an der Organisation der Auswahlrunden mitgewirkt haben – sei es bei der Korrektur, Aufgabenerstellung, Seminarbetreuung, Organisation etc. Auch den Sponsoren Zeiss und der Astronomischen Gesellschaft gilt der Dank, da sie uns die Flüge und das Trainingslager ermöglicht haben und die Teilnahmegebühr übernahmen.

Vielen Dank, herzlichen Glückwunsch und bestes Gelingen in den folgenden Jahren!